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«Es hat mir geholfen, mein Suchtverhalten besser zu verstehen und Ziele für mein eigenes Konsumverhalten festzulegen und umzusetzen.»
G. D.

29.04.2025

Cannabis aus der Apotheke

Seit 2022 können in Zürich Teilnehmende der Studie «Züri Can» legal Cannabis kaufen, zum Beispiel in der Apotheke um die Ecke. Zwei Mitarbeiterinnen berichten von ihren Erfahrungen mit den kiffenden Kund*innen.

Cannabis aus der Apotheke

Der legale Bezug von Cannabis in Zürich wirft seinen Schatten voraus. Wird die Substanz damit verharmlost? (Bild: Shelby Ireland/Unsplash)

Sabine Arnold

Sie sind zwischen 18 und 75 Jahre alt, die Kund*innen der Morgental-Apotheke in Zürich Wollishofen, die legal Cannabis kaufen können. Zur Auswahl stehen elf Sorten: drei in Form des gepressten Harzes (Haschisch), acht in Form der Blüten (Gras). Sie tragen exotische Namen wie «Wedding Cake», «Tropical Tonic» oder «Amnesia».

Barbara Bröckers und Barbara K. sind zwei von sechs Mitarbeitenden der Apotheke, die speziell für die Beratung dieser Kund*innen geschult wurden. «Wir haben Kunden aus jeder Berufs- und Altersklasse», sagt Barbara Bröckers. Sie fügt an: «Sie sind sehr glücklich über die Tatsache, dass sie normal an einer Kasse anstehen und Cannabis legal kaufen können.»

Inländisch & Bio 

Das verkaufte Cannabis stammt aus der Schweiz und hat Bio-Qualität. Auch davon sei die Kundschaft begeistert, sagt Barbara K.. Weil das Haschisch und das Gras rein, also nicht gestreckt sind, erhielten sie häufig die Rückmeldung, die Produkte wirkten ziemlich stark. 

Erlaubt ist in der Studie Cannabis mit einem maximalen THC-Gehalt von 20 Prozent. Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist der Inhaltsstoff im Cannabis, der psychoaktiv wirkt und illegal ist. Das Cannabidiol (CBD) hingegen hat vor allem eine beruhigende Wirkung. Der Verkauf von CBD-Produkten ist bereits erlaubt.

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So sieht das Cannabis aus, das Teilnehmende der Züri-Can-Studie in der Apotheke kaufen können.

Die Cannabisprodukte werden in diskreten grauen Sachets à 5 Gramm mit Logos der Stadt Zürich und der Universität Zürich verkauft. Darauf zu finden ist der Gefahrenhinweis «Cannabis kann Ihrer Gesundheit schaden und abhängig machen …». Transparent ausgewiesen sind zudem sowohl THC- als auch CBD-Gehalt.

Maximal dürfen die Teilnehmenden 10 Gramm reines THC im Monat beziehen. Das heisst, bei einem THC-Gehalt von 20 Prozent sind das 50 Gramm Cannabis monatlich oder eben 10 Säckchen. Pro Tag darf eine Person höchstens zwei Packungen kaufen. «Für die meisten unserer Kund*innen reicht das», sagt Barbara K. Das bestätigt auch Barbara Burri, Projektleiterin der «Züri Can»-Studie. Nur ein kleiner Teil müsse sich zusätzlich auf dem Schwarzmarkt eindecken.

Sicherer als auf dem Schwarzmarkt

Der Zweck des Pilotversuchs «Züri Can – Cannabis mit Verantwortung» sowie anderer in der Schweiz laufenden Studien ist, herauszufinden, wie unsere Gesellschaft den Cannabiskonsum am besten handhaben kann. Eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes von 2021 ermöglicht wissenschaftliche Pilotversuche mit kontrollierter Abgabe von Cannabis zu «Genusszwecken». Das Ziel der Studien ist es, die Vor- und Nachteile verschiedener Bezugsstellen und Produkte herauszuschälen und sie mit der derzeitigen Schwarzmarktsituation zu vergleichen. Die Stadt Zürich und die psychiatrische Universitätsklinik Zürich führen die Studie in der Stadt Zürich durch. Die Teilnehmenden können das Cannabis in zehn verschiedenen Apotheken, im Drogeninformationszentrum (DIZ) sowie in sogenannten Social Clubs kaufen und dort auch konsumieren (siehe «Eckdaten der Studie» unten).

125 Menschen beziehen inzwischen in der Morgental-Apotheke legal ihr Cannabis. «Dieses eher kleine Setting war uns wichtig», erklärt Barbara Burri. «Das Verkaufspersonal soll die Teilnehmenden mit der Zeit kennen und so auch präventiv Einfluss auf deren Gesundheit nehmen können.» In allen Bezugsstellen werde Wert gelegt auf eine individuelle Beratung, die auf Schadensminderung und Gesundheitsförderung abzielt, heisst es auch auf der Studien-Website. 

«Die meisten brauchen das Cannabis zum Entspannen, zum Runterkommen nach einem strengen Tag.»
Barbara Bröckers, Morgental-Apotheke in Zürich

Was paradox klingen mag, funktioniert in der Praxis tatsächlich, wie die Beraterinnen aus der Apotheke bestätigen: Sie fragten die Kund*innen, wie es ihnen gehe, und diese erzählten offen, weshalb sie konsumierten. Bei einigen sei es Selbstmedikation, also zum Beispiel um besser schlafen zu können. «Die meisten brauchen das Cannabis zum Entspannen, Runterkommen von einem strengen Tag, zum Abschalten», sagt Barbara K. 

Berichte ein Kunde, ihm sei das beim letzten Bezug gekaufte Gras «ziemlich eingefahren», ermuntert Barbara Bröckers ihn auch mal, auf ein Produkt mit tieferem THC-Gehalt umzusteigen. 

Projektleiterin Barbara Burri sagt, dass gerade auch in den Social Clubs die Beratung auf Augenhöhe stattfinde, denn die Betreiber*innen seien Peers, die selbst konsumierten. «Wir möchten durchaus auch anregen, dass eine Konsumreduktion erwünscht ist.» Allen Studienteilnehmenden erhalten eine einfach verständliche Broschüre, die ihnen Tipps für einen risikoarmen Cannabiskonsum gibt. Darin sind auch Beratungsstellen wie die Suchtfachstelle Zürich aufgelistet, die helfen, den Cannabiskonsum zu reduzieren oder ganz zu beenden.

Unter das Stichwort Schadensminderung fällt auch, dass Bezugsstellen gesundheitsschonendere Konsumarten wie Vaporizer oder Aktivkohlefilter für die Joints anbieten.

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«Wir verharmlosen nichts. Unser Pilotversuch bietet eine Lösung für ein bestehendes Problem.»

Barbara Burri, Projektleiterin «Züri Can»

Wie stehen die befragten Beraterinnen zur Legalisierung beziehungsweise Regulierung des Cannabis, die ja politisch in der Schweiz angestrebt wird (siehe unten «Canabispolitik in der Schweiz»). «Wenn ich in der Apotheke Kund*innen berate, bin ich professionell, werte nicht und gehe empathisch auf die Menschen zu», sagt Barbara K. Persönlich sei sie aber eher kritisch gegenüber einer Legalisierung eingestellt. Sie macht sich vor allem Sorgen um die jungen Erwachsenen, die konsumierten. Barbara Bröckers findet es in Ordnung, wenn jemand zum Eigenbedarf Cannabis anbaue und konsumiere. «Und das Vorgehen gegen die Kriminalisierung ergibt natürlich auch Sinn.» Sie mache sich jedoch Sorgen um labilere Personen, bei denen Cannabis destabilisierend wirken könne.

Verharmlost die legale Cannabis-Abgabe im Rahmen der Studie das Gefahrenpotenzial der psychoaktiven Substanz? «Wir verharmlosen nichts», sagt Projektleiterin Barbara Burri. «Unser Pilotversuch bietet vielmehr eine Lösung für ein bestehendes Problem. Wir haben vor allem die öffentliche Gesundheit im Blick.» Im Gegensatz zu Konsumierenden, die sich auf dem Schwarzmarkt mit Cannabis eindecken, können die Studienteilnehmenden in den Bezugsstellen mit Präventionsbotschaften erreicht werden und bei Bedarf an an Suchtfachstellen weitergewiesen werden. 


Eckdaten der Studie

Aktuell nehmen 2211 Personen an der «Züri Can»-Studie teil. Sie sind durchschnittlich 35 Jahre alt. Die Altersgruppe der 28- bis 32-Jährigen ist am grössten. Männer sind mit knapp 80 Prozent stärker vertreten als Frauen (19 %) und non-binäre Menschen (1 %).

Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden konsumiert vier Mal wöchentlich oder häufiger. «Die Studienteilnahme scheint vor allem für Personen mit häufigem Konsum attraktiv zu sein», heisst es in einem aktuellen Forschungsbericht der Universität Zürich. 

Nicht jede Person, die Cannabis konsumiert, hat einen problematischen Umgang mit der Substanz, ähnlich wie beim Alkohol. Die Forschungslage zeigt, dass zwischen 10 und 30 Prozent der Konsumierenden eine sogenannte Cannabisgebrauchsstörung entwickeln. Anzeichen einer möglichen Abhängigkeit sind: 

  • Craving: heftiges Verlangen nach Cannabis
  • starker Drang nach Cannabiskonsum trotz negativer Folgen
  • immer mehr vertragen (Toleranzentwicklung)
  • den Konsum kaum mehr kontrollieren können
  • andere eigentlich beliebte Tätigkeiten vernachlässigen
  • Entzugssymptome nach dem Konsumstopp spüren 

Die Teilnehmenden der Studie müssen beim Eintritt nachweisen, dass sie bereits Cannabis konsumieren, also einen positiven Urintest abliefern. Ausserdem haben sie einen umfangreichen Fragebogen zu beantworten, der auch nach psychischen Vorerkrankungen fragt. Diese könnten allenfalls eine Studienteilnahme verunmöglichen. Später müssen die Proband*innen alle sechs Monate einen Fragebogen ausfüllen. Ihre Antworten ergaben bisher, dass zirka bei einem Viertel Hinweise auf eine Cannabisgebrauchsstörung vorliegen. Die Studie dauert noch bis Ende 2026. Möglicherweise wird sie jedoch verlängert.

Wann kommt der legale Cannabisbezug in der Schweiz?

Das nationale Gesetz, mit dem eine Regulierung des Cannabiskonsum angestrebt wird, geht im zweiten Halbjahr 2025 bei den entsprechenden Verbänden und Organisationen in die Vernehmlassung. Danach beraten National- und Ständerat das Gesetz. Es ist damit zu rechnen, dass das Referendum dagegen ergriffen wird und eine Volksabstimmung im Jahr 2028 stattfinden könnte. Falls das Volk Ja sagt, rechnen Expert*innen, dass die legalisierte Cannabisabgabe frühestens im Jahr 2030 in Kraft tritt. 

Cannabispolitik in der Schweiz

Im Zentrum der neuen Cannabispolitik sollen die öffentliche Gesundheit und der Jugendschutz stehen. Der Bezug von Cannabis ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) schreibt dazu in einer Mitteilung vom Februar 2025. «Erwachsenen soll ein strikt geregelter Zugang zu Cannabis ermöglicht werden». Um den Konsum nicht zu fördern, sollen Cannabisprodukte nicht gewinnorientiert verkauft und mit einer Lenkungsabgabe belegt werden.

 

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